Mit Harninkontinenz bezeichnet der Mediziner ungewollten Urinverlust. Für die Betroffenen stellt er oft ein soziales und hygienisches Problem dar. Schätzungsweise 20% der Frauen sind von Harninkontinenz betroffen, mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, zu erkranken. Viele Betroffene schweigen, meist aus Scham. Die Beschwerden sind jedoch häufig schon durch konservative, also nicht-operative Methoden, in den Griff zu bekommen. In der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des St. Anna Hospital ist das Team um Valentin Menke auf die Diagnostik und Therapie bei Harninkontinenz spezialisiert.
Verschiedene Faktoren begünstigen die Entstehung eines ungewollten Urinverlustes. Dazu gehören Schwangerschaften und Geburten, Östrogenmangel, Entzündungen, Fettleibigkeit, falsche Ernährung, zu wenig Bewegung oder eine Bindegewebsschwäche.
Belastungsinkontinenz
Wenn der ungewollte Urinverlust unter körperlicher Belastung oder Anstrengung auftritt, wird er als Stressinkontinenz oder auch als Belastungsinkontinenz bezeichnet. Davon sind meistens Frauen betroffen. Bei Grad I tritt Harnverlust nur bei Husten, Niesen, Pressen und schwerem Heben auf. Von Grad II spricht man bei Harnverlust beim Gehen, Treppensteigen und Aufstehen. Von einer Harninkontinenz III. Grades bei Urinverlust in Ruhe.
Dranginkontinenz
Bei der sogenannten Dranginkontinenz (Urge-Inkontinenz) handelt es sich um eine plötzliche unwillkürliche Entleerung der Harnblase bei zunehmender Blasenfüllung. Die Patientinnen berichten häufig, dass sie Harndrang empfinden, dann jedoch nicht mehr rechtzeitig eine Toilette erreichen können.
In einigen Fällen treten auch beide Formen der Inkontinenz kombiniert auf oder weitere Ursachen spielen eine Rolle, die in zusätzlichen, zum Beispiel neurologischen, Untersuchungen festgestellt werden können.
Im Rahmen der urogynäkologischen Sprechstunde führen wir verschiedene Untersuchungen durch, um festzustellen an welcher Form der Harninkontinenz unsere Patienten leiden. Zu diesen diagnostischen Verfahren gehören insbesondere die Introitussonographie und die Urodynamik, aber auch eine Untersuchung des Urins und des Beckenboden
Wir erstellen für Sie einen individuellen Behandlungsplan aus einer Kombination von konservativen und operativen Therapiekonzepten.
Introitussonografie
Bei der Sonographie mit gefüllter Harnblase (Introitussonographie) kann sowohl die Form der Blase als auch ihre Lageveränderung beim Pressen, also bei Belastung beobachtet werden.
Urodynamik
Die Urodynamik ist eine Diagnosemethode, bei der bei der mittels Drucksonden und Elektroden die Funktion der Harnblase untersucht wird.
Wenn diese Therapieansätze nicht den gewünschten Erfolg erbringen, können spezielle Operationsverfahren wie beispielsweise die Schlingenoperation durchgeführt werden. Die Art der Operation richtet sich nach der Form und Ausprägung der Harninkontinenz. Die konservativen Therapieformen werden dann auch postoperativ angewendet, um den Erfolg der Operation möglichst lange zu sichern und den Beckenboden günstig zu beeinflussen.
Schlingenoperation
Wenn nach der ausführlichen Untersuchung eine operative Behandlung bei Belastungsinkontinenz sinnvoll erscheint, werden in unserer Klinik die schonenden Methoden der Schlingenoperationen angewendet, in der medizinischen Fachsprache TVT und TVT-O (tension free vaginal tape) genannt.
Dabei wird unter dem mittleren Drittel der Harnröhre ein künstliches Gewebeband eingesetzt, welches die Harnröhre wie eine Schlaufe umgibt und so verstärkt. So ist die Patientin unmittelbar nach der kurzen Operation kontinent. Sollte die Lage des Bandes im Körper der Patientin nach dem Operation noch einmal korrigiert werden müssen, so kann dies durch den Einsatz von modernen justierbaren Bändern im Krankenbett erfolgen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.
Die hohe Erfolgsrate und die schonende minimal-invasive Vorgehensweise sprechen für diese Operationsmethode. Studienergebnisse aus Schweden belegen, dass nach sieben Jahren 81% der Frauen von den Beschwerden befreit sind und weitere 16% der Patientin eine Besserung der Beschwerden angeben. Ähnliche hohe Erfolge verzeichnen wir auch in unserer Klinik.
Kolposuspension nach Burch
Die sogenannte Kolposuspension nach Burch ist eine Operationsmethode, die ebenfalls zu sehr guten Ergebnissen führt. Hierbei handelt es sich um eine Anhebung des Blasenhalses mit mehreren Nähten im Bereich des Gewebes, welches die Harnröhre umgibt. Da dieses Verfahren in der Vergangenheit mit einem Bauchschnitt verbunden war, hatte es zuletzt an Bedeutung verloren. In unserer Klinik führen wir die Kolposuspension in geeigneten Fällen laparoskopisch durch und können Ihnen so auch diese bewährte Methode minimal-invasiv anbieten.
In vielen Fällen einer leichten Harninkontinenz können konservative Behandlungsmethoden wie Beckenbodengymnastik, Elektrostimulation, Bio-Feedback, Miktionstraining, Pessareinlagen die Beschwerden der Patientinnen deutlich verbessern. Zusätzlich können weibliche Hormone oder spezielle auf die Blase wirkende Medikamente eingesetzt werden.
Elektrostimulation
Eine Elektrostimulation hilft betroffenen Patientinnen, gezielt die richtigen Muskelpartien zu trainieren.
Bio-Feedback
Beim Bio-Feedback soll der Patient lernen, seine Schließmuskelspannung bewusst wahrzunehmen und zu steuern. Eine kleine Sonde wird dabei im Enddarm oder in der Scheide platziert. Sie misst und zeigt an, wie gut es funktioniert, die gewünschten Muskeln anzuspannen.
Miktionstraining
Beim Miktionstraining ist das Ziel, zu kurze oder zu lange Miktionsintervalle so zu verändern, dass es zu keinem Urinverlust mehr kommt. Mit Miktion ist der Vorgang der Entleerung der Harnblase gemeint.
Pessareinlagen
Pessare sind Würfel, Ringe oder Schalen aus weichem Silikon. Ihre Aufgabe ist es, die Position der Harnröhre oder Blase zu verändern und somit den unkontrollierten Harnverlust zu verhindern.
Wenn diese Therapieansätze nicht den gewünschten Erfolg erbringen, können spezielle Operationsverfahren wie beispielsweise die Schlingenoperation durchgeführt werden. Die Art der Operation richtet sich nach der Form und Ausprägung der Harninkontinenz. Die konservativen Therapieformen werden dann auch postoperativ angewendet, um den Erfolg der Operation möglichst lange zu sichern und den Beckenboden günstig zu beeinflussen.