Blutdruck
Unter Blutdruck versteht man den Druck, der in den Schlagadern (Arterien) auf die Gefäßwände ausgeübt wird. Er ist abhängig von Alter und Geschlecht und schwankt im Tagesablauf. Durch den Blutdruck wird das Blut vom Herzen zu den unterschiedlichen Organen (Herz, Nieren, Gehirn) fließend vorangetrieben. Es wird unterschieden zwischen zwei Blutdruckwerten. Der obere Blutdruckwert, auch systolischer Druck genannt wird erreicht, wenn das Herz sich zusammenzieht und das Blut dadurch vorangetrieben wird. Der untere Blutdruckwert, oder auch diastolischer Druck, entsteht wenn das Herz sich entspannt und wieder gefüllt wird. Somit wird bei der Wiedergabe der Blutdruckwerte erst der systolische und anschließend der diastolische Wert angegeben (z.B. 140 / 80mmHg).
Bluthochdruck (Hypertonie)
Im Allgemeinen wird bei Erwachsenen von Bluthochdruck gesprochen, wenn wiederholt ein Blutdruck über 140 / 90 (oder mehr) gemessen wurde. Der häufigste Bluthochdruck ist die „essentielle Hypertonie“ im Gegensatz zur sekundären Hypertonie. Zur Hochdruck-Risikogruppe gehören vor allem ältere Menschen, Personen mit Hochdruck in der Verwandtschaft, übergewichtige Personen, Menschen mit Zuckerkrankheit (Diabetes) oder Nierenerkrankung, aber auch Personen die sich salzreich ernähren, rauchen oder zu viel Alkohol trinken. Das Hauptproblem des Bluthochdrucks ist vor allem, dass dieser lange Zeit keine Symptome verursacht und somit gar nicht erst erkannt oder von den Betroffenen nicht ernst genommen wird. Deshalb sollte auf erste Anzeichen, wie Schwindel, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Ohrensausen, Nasenbluten und Nervosität geachtet werden.
Ein unbehandelter Bluthochdruck kann zu Durchblutungsstörungen und damit zu Beschädigungen wichtiger Organe, wie z.B. Herz, Gehirn, Augen und Nieren führen und begünstigt Herzinfarkte, Schlaganfälle und Nierenversagen. Diese Beschädigungen entstehen, da sich die Wände der Blutgefäße durch den fortwährenden erhöhten Druck verdicken und verhärten. Dies nennt man auch Atherosklerose. Dadurch nimmt der Durchmesser der Blutgefäße ab und infolgedessen auch die Blutmenge, die hindurchfließen kann. Dies führt zu einer schlechteren Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Organe.
Herz
Beim Herz entstehen Durchblutungsstörungen des Herzmuskels, die zum Herzinfarkt führen können. Ebenso entsteht durch eine langandauernde Blutdruckerhöhung eine Verdickung des Herzmuskels, daraus können sich eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) oder Herzrhythmusstörungen (z.B. Vorhofflimmern) entwickeln.
Nieren
Die Beschädigung der Nieren verläuft schleichend, kann aber langfristig zur Nierenschwäche und schließlich sogar zu Nierenversagen führen.
Sekundäre Hypertonie
Bluthochdruck kann auch die Folge einer Grunderkrankung sein, wie z.B. von Schlafstörungen (Schnarchen, Atemaussetzer während des Schlafs, Tagesmüdigkeit), Nierenerkrankungen oder hormonelle Erkrankungen sein. Aber auch einige Medikamente und Drogen können zu Bluthochdruck führen. Wenn die Grunderkrankung allerdings behandelt wird, können sich die Blutdruckwerte wieder normalisieren. Aufgrunddessen wird eine weitergehende Diagnostik bei neu festgestelltem Bluthochdruck empfohlen.
Wichtig für die Diagnose ist vor allem die Krankheitsgeschichte (Anamnese) des Patienten. Besonders zu achten ist auf folgende Risikofaktoren:
Für eine sichere Diagnose können folgende Untersuchungen zum Einsatz kommen:
Blutdruck-Langzeitmessung
Ein entsprechendes Gerät wird an einem Gürtel um den Bauch, die Druckmanschette am Oberarm angelegt und erfasst 24 Stunden in regelmäßigen Abständen (tagsüber alle 15 Minuten, nachts alle 30 Minuten) den Blutdruck. Abschließend kann aus den Daten die Ausprägung des Hochdrucks und die Schwankungsbreite der Druckwerte ermittelt werden. Zudem eignet sich die Messung auch dafür, um nach einer Behandlung den Therapieerfolg zu bestimmen.
Belastungs-EKG
Das Herz und der Kreislauf werden durch Radfahren belastet, hierbei wird die Herzstromkurve (EKG) kontinuierlich aufgezeichnet und der Blutdruck in kurzen Abständen gemessen. Auf diese Weise können Aussagen über das Blutdruckverhalten, die Herzfrequenz, eine eventuelle Durchblutungsstörung des Herzmuskels, mögliche Herzrhythmusstörungen und die objektive Belastbarkeit des Patienten getroffen werden.
Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie, Farbdopplersonografie)
Mit Hilfe der Ultraschalluntersuchungen wird die Größe und Funktion der Herzkammern von außen dargestellt. Die hochdruckbedingten Veränderungen, wie zum Beispiel eine Vergrößerung der linken Herzkammer oder eine Verdickung der Herzmuskulatur sind durch die Echokardiografie gut darzustellen. Die (Farb-) Dopplersonografie dient der Messung der Blutströmung im Herzen und in den Gefäßen, dies geschieht durch eine Farbkodierung, die die Stömungsrichtung des Blutes kennzeichnet.
Ultraschalluntersuchung der Beingefäße
Um Erkrankungen der Blutgefäße wie gehirnversorgende Adern, Bein- und Nierengefäße zu diagnostizieren, werden ebenfalls (Farb-)Dopplersonografien durchgeführt, um den Blutfluss in den Schlagadern und deren Wandbeschaffenheit zu beurteilen. Mittels dieser Untersuchung kann eine Durchblutungsstörung der Beingefäße erkannt werden ("Knöchel- / Arm-Index"), ebenfalls können dadurch Einengungen der Nierengefäße festgestellt werden. Durchblutungsstörungen oder Verengungen der Halsschlagadern können das Risiko für einen Schlaganfall deutlich erhöhen.
Untersuchung des Augenhintergrundes beim Augenarzt
Durch eine Augenspiegelung wird festgestellt, ob der Hochdruck die Netzhautgefäße geschädigt hat (hypertensive Retinopathie). Sollte dies der Fall sein, können Gefäßverengungen und Einblutungen sowie klare Beeinträchtigungen des Sehvermögens die Folge sein.
Das Ziel einer Bluthochdrucktherapie ist es, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie koronare Herzkrankheit oder Schlaganfall zu senken.
Dafür gibt es mehrere Behandlungsverfahren:
Veränderung des Lebensstils
Bei niedrigem und mittlerem Risiko, darunter fasst man die Patienten ohne Begleitkrankheiten und nur gering erhöhten Blutwerten, wird zunächst versucht, den Blutdruck ohne Medikamente, dafür aber mit einer Veränderung des Lebensstils, zu senken. Bei etwa 25 % der Patienten mit einem leichten Bluthochdruck lässt sich der Blutdruck allein mit einfachen Maßnahmen der Basistherapie wieder normalisieren.
Dazu gehört:
Sollten diese Maßnahmen nicht anschlagen oder der Patient hat von vornherein ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, muss eine zusätzliche Behandlung mit Medikamenten erfolgen. Dabei genügt manchmal ein einziges Medikament, häufig ist es aber notwendig, mehrere blutdrucksenkende Medikamente miteinander zu kombinieren. Die Therapie wird individuell auf den jeweiligen Patienten abgestimmt.
Medikamentöse Therapie
Bei der Notwendigkeit Medikamente einzunehmen, sollte dies konsequent und regelmäßig erfolgen.
Da die Nieren ein wichtiges Regelorgan für den Blutdruck darstellen, gibt es Medikamente, die an den Nieren eingreifen und leicht entwässernd wirken. Zu den nierenwirksamen Medikamenten gehören verschiedene Gruppen der Diuretika (harntreibende Medikamente). Dazu gehören auch gefäßerweiternde Medikamente, die im Wesentlichen die Bildung des blutdrucksteigenden Hormons Angiotensin II hemmen wie ACE-Hemmer und AT-1-Rezeptor-Antagonisten.
Für die Personengruppe, bei der der Bluthochdruck eher durch Stress ausgelöst wird, gibt es hemmende Arzneimittel (sog. Betablocker). Diese hemmen die Stresshormone (Noradrenalin, Adrenalin), die einen anregenden Effekt auf verschiedene Organe (u.a. Herz) auslösen. Zudem senkt das Medikament dementsprechend Puls und Blutdruck und sorgt damit für eine Herzentlastung.
Kalziumantagonisten, auch Kalziumkanalblocker genannt, sorgen für die Blockierung der Kalzium-Kanäle in den Herz und Gefäßmuskelzellen. Dadurch wird der Kalzium-Einstrom vermindert und die Gefäßspannung und somit auch der Blutdruck können gesenkt werden.
Die Absenkung des Blutdrucks durch die Medikamente, löst eine Umgewöhnung im Körper aus. Dies führt beim Patienten anfangs zu Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Die Therapie wird dadurch meist als belastend empfunden. Deshalb ist es wichtig, dass sich der Organismus langsam an die Medikamente anpasst. Die Dosis sollte anfangs niedrig sein und nach und nach gesteigert werden. Bis der Körper sich umgestellt hat, können einige Wochen vergehen. Darum ist es besonders wichtig, vertrauensvoll mit dem Hausarzt über unangenehme Wirkungen der Medikamente zu sprechen, um ggf. eine Dosisanpassung oder Änderung durchzuführen. Keinesfalls sollte die Medikation selbstständig geändert oder beendet werden.
Minimalinvasive Behandlung - Renale Denervation
Bei der sogenannten renalen Denervation handelt es sich um eine moderne Behandlungsmethode des nicht kontrollierbaren Bluthochdrucks. Diese wird nur bei schwer beeinflussbaren (therapieresistenten) Hochdruck-Formen angewandt. Die Behandlungsform beinhaltet ein kathetergeführtes, minimal-invasives Behandlungsverfahren. Die Niere nimmt bei der Steuerung des Blutdrucks eine bedeutende Rolle ein. Zu einer dauerhaften Erhöhung des Blutdrucks steuern überaktive sympathische Nervenfasern in den Nierenarterien bei. Diese werden mit Hilfe der renalen Denervation in der Wand von Nierenarterien gezielt mit Radiofrequenz-Energie verödet. Dies geschieht über die Zufuhr eines Katheters über die Beinarterie, der bis in den Bereich der Nierenarterie vorgeschoben wird. Dort lagert er spezielle Elektroden mit Hilfe eines kleinen aufblasbaren Ballons an die Nierenarterienwand an. Durch die Elektroden gibt der Arzt anschließend Energie ab und verödet so die überaktiven Nervenfasern in der Arterienwand. Diese Methode kann den erhöhten Blutdruck, nach Ausschöpfung der konservativen Therapien, deutlich senken.
Dieses Verfahren kann in Einzelfällen und nach sorgfältiger Untersuchung und Auswahl notwendig sein. In diesen seltenen Fällen führen wir diese Therapie mit unseren Kooperationspartnern durch.
Barorezeptorstimulation
In ausgewählten Fällen ist eine Stimulation der Barorezeptoren der Halsschlagadern möglich. Diese Methode wird zurzeit nur in der Medizinischen Hochschule Hannover angewendet. Sollte es erforderlich sein, werden wir eine entsprechende Vorstellung und Weiterbehandlung einleiten.