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Klinik für Gastroenterologie

Gallenblasenkrebs und Gallengangskarzinom

Gallenblasen- und Gallengangskrebs sind seltene, aber ernste Krebserkrankungen. Ein Gallenblasen- oder Gallengangskarzinom entwickelt sich meist schleichend und verursacht zunächst keine Beschwerden. Die Krankheit wird oft erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt, was die Therapie erschwert. Eine frühzeitige Diagnose verbessert die Heilungschancen deutlich und ist entscheidend für den Therapieerfolg.

Gallenblasenkrebs und Gallengangskarzinom – ein Überblick

Beim Gallenblasenkrebs handelt es sich um einen bösartigen Tumor der Gallenblase, einem kleinen Organ unterhalb der Leber. Die Gallenblase speichert die von der Leber produzierte Gallenflüssigkeit, die für die Verdauung von Fetten wichtig ist. Die Erkrankung betrifft häufiger ältere Menschen und tritt bei Frauen tendenziell öfter auf.

Gallengangskrebs (auch Gallengangskarzinom oder Cholangiokarzinom) entsteht in den sogenannten Gallenwegen – das sind kleine „Röhren“, die die Galle von der Leber über die Gallenblase bis in den Dünndarm transportieren. Gallengangskrebs unterscheidet man je nachdem, wo er lokalisiert ist: innerhalb der Leber (intrahepatisch) oder außerhalb der Leber (extrahepatisch). Männer sind tendenziell etwas häufiger betroffen.

Weil sich beide Krebsarten in ähnlichen Regionen entwickeln, werden sie oft unter dem Begriff biliäres Karzinom oder Tumoren der Gallenwege zusammengefasst.

Mögliche Symptome von Gallenblasen- und Gallengangskrebs

Gallenblasen- und Gallengangskrebs sind selten. In Deutschland erkranken jährlich etwa 4.000 bis 5.000 Menschen daran. Die meisten Betroffenen sind über 60 Jahre alt. Frauen bekommen häufiger Gallenblasenkrebs, Männer dagegen öfter Gallengangskrebs.

Das Heimtückische: Im Frühstadium machen die Tumoren oft keine Beschwerden. Wenn Symptome auftreten, sind sie meist unspezifisch – also schwer von anderen Krankheiten zu unterscheiden.

Mögliche Anzeichen:

  • Oberbauchschmerzen, vor allem im rechten Oberbauch
  • Übelkeit und Appetitlosigkeit
  • Gelbfärbung von Haut und Augen (sogenannte Gelbsucht oder Ikterus)
  • ungewollter Gewichtsverlust
  • Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl
  • Dunkler Urin und heller Stuhlgang
  • Juckreiz am ganzen Körper

Da diese Beschwerden auch bei anderen Erkrankungen auftreten können – etwa bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen – sollte bei anhaltenden Symptomen eine ärztliche Abklärung erfolgen. Hierbei spielt die Innere Medizin mit dem Fachgebiet Gastroenterologie eine zentrale Rolle.

Oberbauchschmerzen, vor allem im rechten Oberbauch, käönnen ein Symptom sein.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen für Gallenblasen- und Gallengangskrebs sind nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch bekannte Risikofaktoren für biliäre Karzinome:

  • Infektionen mit Hepatitis B oder Hepatitis C
  • Vorerkrankung mit Diabetes Mellitus
  • Gallenblasenpolypen
  • Chronische Entzündungen der Gallenblase, z. B. durch Gallensteine
  • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
  • Primär sklerosierende Cholangitis (PSC), eine chronisch fortschreitende Entzündung der Gallenwege
  • Familiäre Vorbelastung
  • Kontakt mit bestimmten Umweltgiften z. B. bestimmte Lösungsmittel
  • Höheres Lebensalter
  • Infektionen mit Leberegeln (in tropischen Ländern)
  • Bestimmte angeborene Fehlbildungen der Gallenwege (z. B. Choledochuszysten)
  • Rauchen und starkes Übergewicht

Diagnose von Gallenblasenkrebs

Zur Diagnose eines Gallenblasenkarzinoms kommen verschiedene bildgebende Verfahren zum Einsatz. Neben Ultraschall, Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) wird zunehmend auch endoskopischer Ultraschall (EUS) eingesetzt, insbesondere bei unklaren Befunden. Diese Methode ermöglicht eine hochauflösende Darstellung der Gallenwege und benachbarter Strukturen.

Die Diagnostik erfolgt in der Klinik für Gastroenterologie des St. Anna Hospital Herne, wo modernste Verfahren zum Einsatz kommen, um biliäre Tumoren möglichst frühzeitig zu erkennen.

Die Diagnoseverfahren im Überblick:

  • Ultraschall (Sonografie)
  • Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) – damit lassen sich Organe sehr genau darstellen.
  • Endosonografie, Endoskopischer Ultraschall (EUS) – eine Kombination aus Ultraschall und einer kleinen Kamera, die über den Magen eingeführt wird.
  • Blutuntersuchungen, insbesondere auf sogenannte Tumormarker wie CA 19-9 oder CEA. Diese Werte können Hinweise auf bösartige Prozesse geben, sind aber nicht beweisend.
  • Manchmal ist eine Gewebeprobe (Biopsie) notwendig, um sicher sagen zu können, ob es sich um Krebs handelt.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung von Gallenblasen- und Gallengangskrebs hängt vom Stadium der Erkrankung ab.

Mögliche Therapien sind:

  • Operation: Die Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie) erfolgt meist minimal-invasiv, dabei wird der Tumor in einer Operation komplett zusammen mit der Gallenblase entfernt. Bei fortgeschrittenen Tumoren wird zusätzlich umliegendes Gewebe, z. B. Teile der Leber und Lymphknoten, entfernt. Die operative Versorgung erfolgt durch den Chirurgen der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie. Wenn der Tumor durch die Wand der Gallenblase fortgeschritten ist, besteht die operative Therapie in der Entfernung der Gallenblase, des Gallenblasenbettes (Leberresektion) und des Lymphgewebes im Bereich des Gallenganges.
  • Lokale Tumorkontrolle durch Chemotherapie oder Strahlentherapie: Diese Verfahren kommen bei inoperablen oder fortgeschrittenen Befunden zum Einsatz oder dann, wenn nach einer Operation noch Krebszellen im Körper sein könnten. Die Standardtherapie besteht aus den Medikamenten Gemcitabin und Cisplatin. Seit Kurzem kommen zusätzlich Therapien mit dem modernen Immuntherapeutikum Durvalumab und dem Zellwachstum hemmenden Arzneistoff Capecitabin zum Einsatz – mit guten Ergebnissen in Studien.
  • Neue zielgerichtete Therapien: In manchen Fällen kann eine sogenannte präzisionsmedizinische Therapie helfen – sie richtet sich gegen ganz bestimmte Veränderungen in den Krebszellen. Dafür wird das Tumorgewebe genetisch untersucht. Wenn bestimmte Mutationen (z. B. FGFR2 oder IDH1) vorliegen, können über eine medikamentöse Therapie neue Medikamente eingesetzt werden, wie etwa Ivosidenib oder Infigratinib.
  • Palliative Therapie: Wenn eine Heilung durch eine Operation oder medikamentöse Therapie nicht möglich ist, zielt die Therapie, anders als bei der klassischen Chemotherapie, auf Linderung der Beschwerden ab, so kommt z.B. häufig eine Immuntherapie bei Krebserkrankungen zum Einsatz.

Darüber hinaus werden oftmals die folgenden Maßnahmen ergriffen:

  • Einlegen eines kleinen Röhrchens (Stent) zur Gallenfluss-Verbesserung
  • Schmerzbehandlung
  • Ernährung und Unterstützung im Alltag

Je früher das Gallenblasen- oder Gallengangskarzinom erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Die Therapie erfolgt in enger Zusammenarbeit zwischen der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, der Klinik für Gastroenterologie und spezialisierten Onkologen.

Heilungschancen und Nachsorge:

Wie gut die Heilungschancen bei Gallenblasenkrebs oder Gallengangskrebs sind, hängt vor allem davon ab, wie früh die Erkrankung erkannt wird. Wird der Tumor in einem frühen Stadium entdeckt und kann operiert werden, stehen die Chancen vergleichsweise gut: Etwa 30 bis 50 % der Betroffenen leben auch fünf Jahre nach der Diagnose noch. Ist der Krebs jedoch schon weit fortgeschritten und nicht mehr operierbar, sinkt die sogenannte 5-Jahres-Überlebensrate auf unter 10 %. In solchen Fällen kann eine moderne Kombinationstherapie – zum Beispiel aus Chemotherapie und Immuntherapie – das Leben jedoch deutlich verlängern und die Beschwerden lindern.

Auch nach einer erfolgreichen Behandlung ist die Nachsorge sehr wichtig. Denn es kann sein, dass der Krebs zurückkehrt oder neue Beschwerden auftreten. Deshalb finden regelmäßig Nachsorgeuntersuchungen statt – in der Regel alle drei bis sechs Monate.

Dabei achtet der Arzt oder die Ärztin vor allem auf:

  • Anzeichen für einen Rückfall (auch „Rezidiv“ genannt),
  • Veränderungen bei bestimmten Blutwerten oder sogenannten Tumormarkern,
  • sowie neue oder wiederkehrende Symptome.

Diese regelmäßigen Kontrollen helfen dabei, mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen – und im besten Fall sofort zu behandeln. Die Nachsorge begleitet Betroffene meist über mehrere Jahre hinweg und bietet auch eine wichtige Unterstützung für Körper und Seele.

Was im Umgang mit der Erkrankung hilft:

Auch wenn die Diagnose Gallenblasenkrebs oder Gallengangskarzinom zunächst belastend ist, gibt es viele Möglichkeiten, zum eigenen Wohlbefinden beizutragen – während der Behandlung und auch danach.

Eine bewusste Ernährung spielt dabei eine wichtige Rolle. Viele Betroffene vertragen leichte, fettarme Speisen besser als sehr fettige oder stark gewürzte Gerichte. Ausreichend trinken ist ebenfalls wichtig – am besten Wasser oder ungesüßte Tees. Flüssigkeit hilft dem Körper, die Verdauung zu unterstützen und mögliche Nebenwirkungen von Medikamenten besser zu verkraften.

Auch Bewegung kann helfen – im Rahmen der Möglichkeiten. Spaziergänge, leichte Gymnastik oder Atemübungen können sehr wohltuend sein.

Zudem kann es helfen, mit anderen über die eigenen Gefühle zu sprechen. Viele Betroffene empfinden Gespräche mit speziell geschulten Psychoonkologinnen oder Psychoonkologen als entlastend. Auch Selbsthilfegruppen können eine wichtige Stütze sein – gerade im Austausch mit Menschen, die Ähnliches erlebt haben.

Das Wichtigste in Kürze:

Obwohl Gallenblasen- und Gallengangskarzinome selten sind, sollte man unspezifische Beschwerden ernst nehmen – besonders bei bestehenden Risikofaktoren. Der frühzeitige Besuch beim Arzt erhöht die Chance auf eine erfolgreiche Behandlung erheblich.

Häufige Fragen (FAQ)
Was ist der Unterschied zwischen Gallenblasenkrebs und Gallensteinen?

Gallensteine sind gutartige Ablagerungen in der Gallenblase, während Gallenblasenkrebs ein bösartiger Tumor ist. Gallensteine können aber das Risiko für ein Gallenblasenkarzinom erhöhen.

Kann Gallenblasenkrebs verhindert werden?

Eine vollständige Vorbeugung ist nicht möglich, aber eine Behandlung von Risikofaktoren wie Gallensteinen kann das Risiko senken.

Wie schnell wächst ein Gallenblasenkarzinom?

Die Erkrankung verläuft oft lange symptomlos, kann dann aber rasch fortschreiten. Deshalb ist der frühzeitige Besuch beim Arzt zur Abklärung von Beschwerden entscheidend.

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