Die Indikation für eine orthopädisch-traumatologische Behandlung im Bereich der Hand entsteht zum einen aufgrund von Unfallereignissen unter Einschluss von Frakturen (Knochenbrüchen), zum anderen degenerativen und entzündlichen Prozessen, hier sind vor allem Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises zu nennen. Die Hand stellt hochkomplexe Funktionen und Möglichkeiten dem Menschen zur Verfügung, die Therapie von Erkrankungen des vielschichtigen Zusammenspiels von Gelenken, Knochen, Sehnen und Muskeln setzt daher ein spezialisiertes Behandlungskonzept voraus.
Im Bereich des Handgelenkes sind mehrere Gelenkbereiche einer arthroskopischen Vorgehensweise zugänglich. Neben den Gelenken zwischen Speiche und Mittelhand (radio-carpal) sowie Elle und Mittelhand (ulno-carpal) wird außerdem die Gelenkebene der ersten Handwurzelreihe (midcarpal) arthroskopiert.
Für arthroskopische Operationen ist ein speziell auf die Größe und Erfordernisse an das Handgelenk angepasstes Operationsinstrumentarium erforderlich.
Indikationen sind zum einen Verletzungen und Pathologien im Bereich des Discus triangularis (TFCC). Je nach vorliegendem Befund kann eine Glättung, Teilentfernung oder Rekonstruktion durch Nähte indiziert sein.
Weitere Möglichkeiten ergeben sich in der Behandlung von Erkrankungen der Gelenkinnenhaut (Synovia), der Entfernung von freien Gelenkkörpern und der Therapie von Knorpeldefekten.
Auch kann eine arthroskopische Beurteilung von Verletzungen ligamentärer Strukturen (Bänder) erforderlich sein, um ein optimales Therapiekonzept zu erstellen.
Bei komplexen Verletzungen der Hand sind auch Rupturen von Bändern nicht selten. Das vielschichtige Zusammenspiel von Gelenken an der Hand macht eine verlässliche Stabilität der einzelnen Knochen und Gelenke zueinander unerlässlich. Neben primären Rekonstruktionen und Nähten akut gerissener Bänder werden auch Bandersatzplastiken bei älteren Verletzungen im Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie durchgeführt.
Ist aufgrund einer bereits eingetretenen Arthrose als Folge einer länger bestehenden Instabilität die Rekonstruktion verletzter Bänder nicht mehr sinnvoll, besteht die Möglichkeit einzelne, von Knorpelverschleiß (Arthrose) betroffene Handwurzelknochen miteinander zu verbinden. Hierdurch kann bei erhaltener Teilbeweglichkeit eine deutliche Schmerzreduktion erreicht und ein Fortschreiten des instabilitätsbedingten Verschleisses verlangsamt werden.
In fortgeschritten Stadien des Knorpelverschleißes besteht schließlich oft nur noch die Möglichkeit einer vollständigen Versteifung oder der endoprothetische Ersatz des entsprechenden Gelenkes.
Im Rahmen der operativen Behandlung von Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises werden alle orthopädisch-rheumatologischen Eingriffe im Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie durchgeführt. Hierzu zählen Operationen im Bereich der Sehnen und Sehnenscheiden, Synovektomien (Entfernung der Gelenkinnenhaut), Arthrodesen (Versteifungen) und Prothesen der Fingergelenke. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem internistischen Rheumazentrum Ruhrgebiet werden konservative, ergotherapeutische und operative Konzepte individuell erstellt.
Im Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie werden sämtliche Frakturen der Hand und des Handgelenks nach aktuellen Therapiealgorhythmen behandelt. Neben der gesamten Bandbreite der konservativen, nicht operativen Behandlungsmaßnahmen werden alle operativen Bruchstabilisierungen mittels aktueller Verfahren und Implantate versorgt.
Patienten mit einem Karpaltunnelsyndrom klagen über insbesondere nächtlich auftretende Missempfindungen typischerweise im Bereich des Zeige-, Mittel- und Ringfingers. Durch eine durch einen Neurologen durchgeführte Messung der Nervenleitgeschwindigkeit kann objektiviert werden, ob die Beschwerden durch eine Kompression des N. medianus im Karpaltunnel verursacht werden. Bringen nichtoperative Maßnahmen keine Besserung, kann durch einen kleinen Eingriff der Nerv entlastet werden.
Alle operativen Verfahren (endoskopisch, minimal-invasiv offen und offen) zur Behandlung des Karpaltunnelsyndroms werden im Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie durchgeführt. Wann immer möglich, wird ein minimal-invasives Verfahren zur Dekompression des N. medianus, der beim Karpaltunnelsyndrom durch ein Band in seinem knöchernen Kanal eingeengt wird, vorgeschlagen. Die Operation erfolgt zumeist im Rahmen eines ambulanten Eingriffs, die Hand kann nach Abschluss der Wundheilung schnell wieder zunehmend belastet werden.
Seltener treten Beschwerden im Bereich des Ring- und Kleinfingers auf. Eine Ursache im Bereich der Hand kann eine Kompression des N. ulnaris in der de Guyon Loge auf Höhe des Handgelenks sein. Auch hier kann eine operative Entlastung schnell Beschwerdelinderung bringen.
Nach ihrem Erstbeschreiber Baron Guillaume Dupuytren (1777-1835) benannt, ist die Dupuytren’sche Erkrankung eine gutartige Erkrankung des Bindegewebes der Hand, deren Ursache bisher noch nicht geklärt ist. Bei der Dupuytren´schen Erkrankung treten zunehmend Verhärtungen im Bereich der Hohlhand auf, die anfangs knotenartig, im weiteren Verlauf strangartig von der Hohlhand bis in den Fingerbereich verlaufen. Während Klein- und Ringfinger besonders häufig betroffen sind, werden Daumen und Zeigefinger selten befallen. Durch die strangartigen Veränderungen kommt es zu einer zunehmenden Beugefehlstellung der betroffenen Finger, mit einer entsprechend abnehmenden Funktionsfähigkeit. Die Krankheit schreitet in der Regel langsam voran, kann zwischenzeitlich zum Stillstand kommen, aber ebenso auch Perioden schnellen Voranschreitens zeigen. Knoten und Stränge mit zunehmender Krümmung betroffener Finger bilden sich nicht selbständig zurück, so dass bei schnellem Fortschreiten oder Befunden mit deutlicher Einschränkung der Handfunktion ein operatives Vorgehen angezeigt ist.
Im Rahmen einer Operation erfolgt über spezielle Hautschnitte das Freilegen, Durchtrennen und Entfernen der funktionsbeeinträchtigenden Stränge im Bereich von Hohlhand und betroffenen Fingern. Bei fortgeschrittenen Stadien ist es zusätzlich möglich, bereits eingesteifte Gelenke operativ zu lösen. Anschließend ist die Durchführung einer intensiven krankengymnastischen, sowie physio- und ergotherapeutischen Behandlung notwendig, um einerseits die Beweglichkeit der betroffenen Hand zu optimieren, anderseits das Risiko des Wiederkehrens der Erkrankung zu mindern.
Bei der Rhizarthrose handelt es sich um den Verschleiß der Knorpelflächen des Daumensattelgelenkes mit im Verlauf auch im Bereich des Knochen- und Bandapparates zunehmenden Veränderungen. Infolge stellen sich zu Beginn der Erkrankung Bewegungsschmerzen ein, verbunden mit einer Morgensteifigkeit des betroffenen Gelenkes. Während der einzelnen Krankheitsstadien entwickeln sich zunehmende, schmerzbedingte Probleme bei Verrichtungen des täglichen Lebens. Das Greifen von Gegenständen, festes Zupacken, das Öffnen von Schraubverschlüssen, selbst ein einfacher Händedruck können nahezu unerträglich schmerzhaft werden, begleitet von einem zunehmendem Kraftverlust bis hin zu einer massiven Einschränkung der Funktionsfähigkeit der betroffenen Hand. Schließlich zeigt sich oft eine bleibende Schwellung des Daumensattelgelenkes sowie teilweise eine Fehlstellung des gesamten Daumens.
Zeigen konservative Maßnahmen wie die vorübergehende Ruhigstellung mittels speziellen Bandagen keine zufriedenstellende Wirkung mehr, ist eine operative Therapie angezeigt. Hier gibt es verschiedene, stadienangepasste Operationsmethoden. Im Frühstadium besteht die Möglichkeit einer Spiegelung des Daumengrundgelenkes, indem durch „Schlüssellochzugänge“ eine Kamera und Operationsinstrumente in das Gelenk gebracht werden und dieses gesäubert wird. Bei fortgeschrittenen Stadien kann die Durchführung einer Resektionsarthroplastik des Daumensattelgelenkes notwendig werden, bei der ein Gelenkanteil - das große Vieleckbein – entfernt wird und ggf. zur Stabilisierung des Daumens ein Sehnenanteil in die entstandene Lücke des entfernten Gelenkpartners eingeschlungen wird. In anderen Fällen ist es möglich, das Daumensattelgelenk durch eine Prothese zu ersetzen, entsprechend des Ersatzes z.B. des Knie- oder Hüftgelenkes. Auch besteht die Möglichkeit, eine Versteifung des Daumensattelgelenkes durchzuführen. Die jeweils optimale Methode wird an den klinischen Befunden, den Beschwerden und nicht zuletzt an den individuellen privaten und beruflichen Ansprüchen jedes Patienten festgemacht.
Sehnen sind für die Funktion der Hand unerlässlich. Sie übertragen die Kraft der Muskulatur auf die Knochen und Gelenke. Durch sie werden die Funktion und Bewegung der Hand überhaupt erst möglich. Wird eine Sehne verletzt, kommt es infolge zu maßgeblichen Funktionsverlusten im Bereich der betroffenen Hand.
Sehnenverletzungen sind in der Regel Folge von Unfällen, bei denen es zu einer direkten Durchtrennung kommt (Schnittverletzungen durch Messer, scharfkantige Gegenstände, Glasscherben etc.). Aber auch spontane Sehnenrisse im Rahmen verschiedener Grunderkrankungen (z.B. Rheuma), als auch Sehnenrisse durch unnätürlich starke Dehnung einzelner Sehnen (z.B. im Rahmen von Ballsportarten) sind möglich.
Als typisches Symptom einer vollständigen Sehnendurchtrennung ist neben einem Anschwellen des umgebenden Gewebes und Blutergüssen der Funktionsausfall bestimmter, durch die Sehnen gesteuerter Bewegungen zu beobachten. Jedoch hängt das Ausmaß dieses Funktionsausfalles maßgeblich vom Ort der Sehnenschädigung, als auch davon ab, ob entsprechende Sehnen komplett oder nur teildurchtrennt sind. Durch spezielle Untersuchungstechniken kann vor einer eventuell notwendigen Operation bereits in gewissem Maße die Schwere der Verletzung eingegrenzt werden.
Selten ist eine konservative Therapie eines Sehnenrisses möglich. Vor allem bei Rissen im Bereich der oberflächlichen Strecksehne an den Fingerendgliedern ist eine Behandlung durch eine 6-8 wöchige Ruhigstellung mittels spezieller Schienen möglich. In der Regel ist jedoch ein operativer Eingriff nicht zu vermeiden. Hier wird neben einer Naht der verletzten Sehnen ggfs. ebenfalls eine Versorgung in unmittelbarer Nachbarschaft liegender Strukturen wie Nerven und Blutgefäßen durchgeführt. Nach der Operation ist eine intensive krankengymnastische und physiotherapeutische Behandlung essentiell für die möglichst vollständige Wiederherstellung der Handfunktion, normalerweise unterstützt durch die Anlage spezieller Bewegungsschienen.
Sollte aufgrund verspätet diagnostizierter Sehnenverletzungen oder verschleißbedingter Sehnenrisse keine direkte Naht mehr möglich sein, kann es notwendig werden, eine Sehnenverlagerung oder eine Sehnentransplantation durchzuführen.
Weiterhin kann es nach operativer Versorgung verletzter Sehnen zu bleibenden Funktionsbeeinträchtigungen im Sinne von Bewegungseinschränkungen kommen, so dass im Rahmen einer Folgeoperation Verklebungen der Sehnen mit ihrem umgebenden Gewebe gelöst werden (Tenolyse).