Sonderfall Bauchspeicheldrüsenkrebs
Für die OP müssen die Voraussetzungen stimmen
Es ist besonders schonend und verursacht nur sehr kleinen Narben – trotzdem ist das minimal-invasive Operieren bei Bauchspeicheldrüsenkrebs im Deutschland noch eine Seltenheit. In der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im St. Anna Hospital Herne führte das Team um Chefarzt Dr. Nurretin Albayrak 2014 insgesamt 30 Operationen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs durch, rund zehn davon waren minimal-invasiv. Dafür müssen jedoch bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.
„Grundsätzlich werden nur sehr wenige Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs operiert, da verschiedene Faktoren erfüllt sein müssen, damit eine OP überhaupt erfolgsversprechend ist", erläutert Dr. Albayrak. Bereits die Diagnose von Pankreastumoren ist aufgrund der versteckten Lage der Bauchspeicheldrüse komplex. Ziel der Diagnostik ist es, herauszufinden, ob die Patienten von den Chirurgen im St. Anna Hospital Herne operiert werden können. „Eine OP ist nur möglich, wenn der Tumor komplett entfernt werden kann. Das heißt, dass keine Metastasen vorliegen dürfen", so der Chefarzt.
Wenn die Voraussetzungen für eine operative Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs erfüllt sind, entfernt das Team um Dr. Nurretin Albayrak bevorzugt minimal-invasiv. Drei – maximal vier – kleine, kaum erkennbare Schnitte zeugen am Ende von einer Operation am Bauch. Hierfür werden Hülsensysteme in den Bauch eingeführt. Ein Zugang ist für eine Minikamera und jeweils einer für die Verlängerung der rechten und linken Hand vorgesehen. „Dieser Eingriff verlangt von dem Operateur eine Menge an Erfahrung. Die meisten Kliniken operieren Bauchspeicheldrüsenkrebs offen. Nur spezialisierte Zentren nehmen den Eingriff minimal-invasiv vor", sagt der Chef der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, die sich gemeinsam mit der Klinik für Gastroenterologie am St. Anna Hospital Herne Zentrum für Viszeralmedizin auf die Behandlung von Erkrankungen des Verdauungstraktes spezialisiert hat.
Nur in bestimmten Situationen entscheiden sich die Experten in der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie für eine offene OP-Methode. „Es gibt zwei Arten, den Pankreastumor zu entfernen. Zum einen die Kopfresektion und zum anderen die Linksresektion. Linksresektionen werden stets minimal-invasiv vorgenommen. Kopfresektionen sind hingegen äußerst komplex und müssen daher über eine offene OP erfolgen", erläutert der Chefarzt. Dr. Albayrak plant in diesem Bereich eine technische und medizinische Weiterentwicklung seines Teams, sodass diese Eingriffe zukünftig im St. Anna Hospital Herne auch minimal-invasiv erfolgen können.
Die Vorteile für eine minimal-invasive OP liegen für Albayrak klar auf der Hand: neben den ästhetischen Aspekten spielt vor allem die physische und psychologische Verfassung der Patienten nach dem Eingriff eine entscheidende Rolle. „Nach einer Schlüsselloch-OP sind die Patienten viel schneller wieder fit als nach einem offenen Eingriff. Der technische Fortschritt ist also nicht nur für den Operateur von großem Nutzen, sondern insbesondere für den Patienten", meint Dr. Nurretin Albayrak.