Gallensteine sind keine Seltenheit. Oftmals verursachen sie bei Patienten keine Beschwerden – wenn dies jedoch der Fall ist, sollten Betroffene nicht lange zögern und ihren Hausarzt aufsuchen. In manchen Fällen ist eine operative Gallenblasenentfernung unausweichlich. Ob ein Leben ohne Gallenblase möglich ist, und wie Erkrankungen der Gallenblase diagnostiziert und therapiert werden können, stand am Mittwochabend im Fokus des WAZ-Medizinforums im Hörsaalzentrum des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum.
Den Auftakt bildete ein Vortrag zum Thema „Wenn der Internist handgreiflich wird: Endoskopische Therapien bei Gallenwegserkrankungen“ von Dr. Werner Hoffmann, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie im St. Anna Hospital Herne. „Menschen können sehr wohl ohne Gallenblase leben, die Gallenwege hingegen sind überlebenswichtig. Jede Verletzung oder Entzündung führt zur Steinbildung und / oder Einengung, die wiederum zu Bauchspeicheldrüsenentzündungen oder Leberversagen und Tumorerkrankungen führen können“, klärte der Experte direkt zu Beginn auf. Typische Symptome bei diesen Erkrankungen seien Oberbauchbeschwerden, Gelbsucht oder auch Fieber. Darüber hinaus erläuterte Dr. Hoffmann, wie Gallenwegserkrankungen auch im Rahmen von endoskopischen Untersuchungen therapiert werden können.
Der Vortrag von Prof. Dr. Matthias Kemen, Chefarzt der Kliniken für Allgemeine und Viszeralchirugie des Evangelischen Krankenhaus Herne, beschäftigte sich mit dem Thema „Gallenblasen-Operationen – Chirurgischer Minimalismus“. Anhand von chirurgischen Leitlinien erklärte er, wann eine operative Entfernung der Gallenblase durchgeführt werden muss. „Die akute Gallenblasenentzündung ist auf jeden Fall ein Grund zur frühen laparoskopischen Gallenblasenentfernung“, so der Chirurg. Nur in sehr wenigen Fällen sei eine offene Operation notwendig. „In der Regel dauert eine Gallenblasenentfernung etwa 2 Stunden. Nach zwei Tagen kann der Patient das Krankenhaus wieder verlassen. Die Narbenbildung ist ebenfalls sehr gering. Wenn möglich, nutzen wir den Bauchnabel oder bei weiblichen Patienten die Vagina als natürlichen Zugang.“
Prof. Dr. Bernhard Henning, Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie, Umweltmedizin und Naturheilverfahren, Arztpraxen MVZ Herne, legte den Fokus seines Vortrags auf die gesunde Lebensweise. So gab er den Besuchern beispielsweise den Rat, möglichst viel Kaffee zu trinken – im besten Fall bis zu vier Tassen täglich. „Studien haben gezeigt, dass sich so 35 Prozent weniger Gallensteine bildeten. Auch die Leberwerte sind besser. Leiden Patienten chronisch unter Gallenblasenbeschwerden, sollten sie jedoch nicht zögern und ihren Hausarzt oder einen niedergelassenen Gastroenterologen aufsuchen,“ rät Prof. Dr. Henning