Achalasie ist eine seltene Krankheit. In Deutschland ist etwa 1 von 100.000 Personen betroffen. Allerdings leiden Betroffene oft stark unter der Speiseröhrenerkrankung. Es handelt sich dabei um Schluckstörung (Dysphagie). Ursache ist eine Verengung des Schließmuskels am Übergang zwischen Speiseröhre und Magen – dem sogenannten unteren Ösophagussphinkter. Aufgrund dieser Verengung können Speisen nur schwer oder teilweise gar nicht in den Magen gelangen.
Bei der Achalasie wird zwischen der primären und sekundären Form unterschieden:
Die primäre Achalasie ist eine eigene Erkrankung, die die Speiseröhre betrifft. Man geht davon aus, dass sie durch eine Schädigung der Nerven in der Speiseröhre verursacht wird, insbesondere des Plexus myentericus, der die für das Schlucken zuständigen Muskeln steuert. Durch diese Schädigung kann die Nahrung nur schwer über die Speiseröhre in den Magen transportiert werden. Die Ursachen sind nicht ausreichend geklärt. Wahrscheinlich ist sie jedoch eine erblich bedingte Immunerkrankung, da sie vermehrt bei Menschen auftritt die das Down-Syndrom oder das AAA-Syndrom haben, unter dem Sjögren-Syndrom leiden oder von einem Lupus erythematodes betroffen sind.
Die sekundäre Achalasie wird auch Pseudo-Achalasie genannt. Im Gegensatz zur primären Achalasie wird sie durch eine andere Erkrankung verursacht, die die Speiseröhre beeinträchtigt. Dazu können Erkrankungen wie Speiseröhrenkrebs oder Magenkrebs zählen, aber auch die Chagas-Krankheit gehören, eine parasitäre Infektion, die die Nerven in der Speiseröhre schädigt.
Folgende Symptome können bei einer Achalasie auftreten:
Um eine Achalasie zu diagnostizieren, gibt es zusätzlich zu einer ausführlichen Anamnese auch weitere Verfahren. Nach einem detaillierten Arztgespräch wird eine sogenannte hochauflösende Manometrie durchgeführt. Dabei wird ein dünner Schlauch durch die Nase in die Speiseröhre eingeführt. An diesem Schlauch sind mehrere Messpunkte bzw. Sensoren angebracht, die die Bewegung der Speiseröhre aufzeichnen. So kann sich der Arzt die genauen Bewegungen der Speiseröhre während des Schluckvorgangs anschauen und Abweichungen feststellen. Im Anschluss wird noch ein Röntgen-Breischluck durchgeführt, um die Erkrankung mit absoluter Sicherheit feststellen zu können. Patienten schlucken eine mit Kontrastmitteln versetzte Flüssigkeit während sie geröntgt werden. Auf dem entstandenen Video ist zu sehen wie das Schluckverhalten aussieht.
Manometrie einer Achalasie in drei verschiedenen Stadien: Während das Schlucken im frühen Stadium (links) nur leicht eingeschränkt ist, ist es im späten Stadium (rechts) deutlich erschwert (rote Färbung).
Eine Achalasie ist chronisch und muss in jedem Fall behandelt werden, da die Schluckstörungen langsam und stetig über Jahre zunehmen. Wird sie das nicht, kann es passieren, dass sich die Speiseröhre zunehmend aufweitet (Dilatation). Im Extremfall bildet sich im fortgeschrittenen Stadium ein sogenannter Megaösophagus aus, der den Speisebrei gar nicht mehr vom Mund zum Magen transportieren kann. Zudem kann es durch die länger in der Speiseröhre verbleibende unverdaute Nahrung zu einer Speiseröhrenentzündung kommen, die zu Geschwüren und Blutungen führen kann. Auch Atembeschwerden bis hin zur Lungenentzündung können eine Folge einer unbehandelten Achalasie sein. Darüber hinaus ist das Risiko für Speiseröhrenkrebs bei Achalasie etwa 30-fach höher als in der Allgemeinbevölkerung. Wird die Erkrankung behandelt, ist die Lebenserwartung nicht eingeschränkt.
In den Anfangsstadien können Medikamente helfen, die den Druck im unteren Speiseröhrenmuskel senken und so die Beschwerden lindern. Langfristig lässt die Wirkung der Medikamente jedoch nach – dann sind andere Methoden zur Behandlung einer Achalasie nötig.
Die Achalasie wird im St. Anna Hospital Herne mit unterschiedlichen Methoden behandelt, darunter die Behandlung mit einer Botox-Injektion oder mit der POEM-Methode.
Dieses Verfahren wird hauptsächlich bei Frühformen der Achalasie angewendet. Über ein Endoskop wird Botox in die Speiseröhre gespritzt, wodurch die Speiseröhrenmuskulatur erschlafft. Die Wirkung hält jedoch nicht allzu lange an: Oft treten die Beschwerden innerhalb eines Jahres nach der Behandlung mit Botox erneut auf.
Die Ballonerweiterung – auch Ballondilatation bzw. pneumatische Dilatation genannt – führen Mediziner während einer Magenspiegelung durch. Somit ist also keine Operation notwendig. Dabei schiebt der Arzt schiebt einen dünnen Schlauch, ein Endoskop, über den Mund in die Speiseröhre bis zur Engstelle am unteren Ösophagussphinkter vor. Dort pumpt er einen kleinen Ballon auf, der über das Endoskop eingeführt wird. So wird die Verengung gedehnt, was bei den meisten Achalasie-Betroffenen die Beschwerden verbessert. Die Methode schafft über einen Zeitraum von durchschnittlich 10 Jahren Linderung. Allerdings kommt es in einigen Fällen in Folge der Behandlung zu einer Refluxkrankheit.
Eine Methode, die auch bei fortgeschrittener Achalasie dauerhaft eine Verbesserung der Symptome bringt, ist die Perorale Endoskopische Myotomie – kurz POEM. Bei dieser Methode wird über ein Endoskop der verengte untere Speiseröhrenschließmuskel durchtrennt, der somit erschlafft. Diese Behandlungsmethode bewirkt, dass Achalasie-Patienten wieder beschwerdefrei schlucken können. Die Wirkung ist langfristig.
Durch die POEM kann eine Operation, die ebenfalls zur Behandlung einer Achalasie möglich ist, in der Regel vermieden werden.
Bei der POEM wird über ein Endoskop der verengte untere Ösophagussphinkter durchtrennt, der somit erschlafft.
Betroffene sollten die Speiseröhre zur Nachsorge regelmäßig endoskopisch kontrollieren lassen, um mögliche Spätfolgen der Achalasie – wie Speiseröhrenkrebs – frühzeitig zu entdecken.