Krebszellen können an den unterschiedlichsten Stellen im Darm auftreten. Dünndarmkrebs ist relativ selten, wohingegen Darmkrebs im Grimmdarm (Kolonkarzinom) oder im Mastdarm (Rektumkarzinom) deutlich häufiger vorkommt. In Deutschland ist Darmkrebs bei Frauen die zweithäufigste und bei Männern die dritthäufigste Krebserkrankung.
Die Symptome von Darmkrebs sind zu Beginn der Erkrankung eher unspezifisch. So kann es zum Beispiel zu Veränderungen der Stuhlgewohnheiten oder zu einem Wechsel von Durchfall und Verstopfung oder einer Blutung kommen. Häufig treten jedoch keine Symptome auf – der Tumor bleibt deshalb meist lange unentdeckt.
Einige Beschwerden treten bei Darmkrebs oft erst auf, wenn der Tumor eine gewisse Größe hat. Weitere Symptome wie Schmerzen oder Gewichtsverlust können vorkommen, wenn der Krebs im fortgeschrittenen Stadium bereits in andere Organe gestreut hat.
Die Entstehung von Darmkrebs ist nicht auf eine Ursache zurückzuführen. Vermutlich ist es ein Zusammenspiel aus mehreren faktoren, die die Entstehung eines Karzinoms in der Darmregion begünstigen können. Dazu gehören zum einen Risikofaktoren, die nicht beeinflusst werden können – etwa das Alter oder eine genetische Veranlagung. Aber auch bestimmte Vorerkrankungen lassen das Risiko für Darmkrebs steigen: Colitis ulcerosa, Morbus Crohn oder Darmpolypen.
Darüber hinaus können auch bestimmte Ernährungs- und Lebensgewohnheiten das Risiko für die Entstehung von Krebsarten im Darm erhöhen:
Dramkrebs kann bei einer Darmspiegelung (Koloskopie) festgestellt werden. Dabei führt der Arzt in den After ein flexibles, schlauchähnliches Untersuchungsgerät (Endoskop) ein. Mithilfe einer kleinen Kamera kann er sich den Mast- und Dickdarm bis zum Übergang in den Dünndarm ansehen. An auffälligen Stellen werden Gewebeproben entnommen. Nach der Spiegelung untersucht ein Pathologe, ob das krebsbefallene Gewebe vollständig entfernt werden konnte.
In manchen Fällen, in denen das Darminnere an einer Stelle eingeengt ist, kann das Endoskop die Engstelle nicht passieren. Dann wird der Darm mithilfe einer Computer- oder Magnetresonanztomografie untersucht. Wenn sich der Verdacht auf Darmkrebs bestätigt hat, muss der Arzt in weiteren Schritten abklären, wie weit der Tumor bereits fortgeschritten ist. Die Lage des Tumors im Dickdarm bestimmt die dafür notwendigen Untersuchungsmethoden.
Um zum Beispiel Metastasen in den Lymphknoten und anderen Organen zu erfassen oder auszuschließen, wird unter anderem die Lunge geröntgt und eine Sonografie des Bauchraums vorgenommen.
In den meisten Fällen entsteht Darmkrebs durch gutartige Krebsvorstufen, sogenannte Darmpolypen. Dabei handelt es sich um Schleimhautvorwölbungen, die hauptsächlich im Dickdarm vorkommen. Bleiben sie unentdeckt, können sie jedoch mit der Zeit entarten und sich zu bösartigen Tumoren entwickeln.
Inwieweit sich der Darmkrebs ausgeweitet hat, wird anhand der TNM-Tumorklassifikation bewertet. Drei Kriterien werden für die Klassifikation herangezogen:
T für Tumor | Bewertet wird Größe und die lokale Ausbreitung des Tumors. |
N für Nodus (Knoten) | Hierbei wird bewertet, ob umliegende Lymphknoten mit Krebszellen befallen sind. |
M für Metastasen | Hier wird geschaut, ob der Darmkrebs bereits metastasiert hat und sich Tochtergeschwüre im Körper gebildet haben. |
Im Allgemeinen ist Darmkrebs in einem frühen Stadium gut behandelbar. In unserem zertifizierten Darmkrebszentrum erfolgt die notwendige, umfassende Diagnostik mit anschließender Therapieempfehlung aus unserer interdisziplinären Tumorkonferenz heraus. Ist die Abtragung im Rahmen einer Spiegelung nicht durchführbar, wird der Krebs – soweit dies möglich ist – operativ mittels Endoskopischer Submukosadissektion (ESD) durch die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie vollständig entfernt.Dabei handelt es sich um einen endoskopischen Eingriff zur organerhaltenden Krebstherapie im Magen-Darm-Trakt.
Während der Operation entnimmt der Chirurg den krebsbefallenen Teil des Darms mit einem ausreichenden Sicherheitsabstand zu beiden angrenzenden Seiten und näht den Darm anschließend wieder zusammen. Auch die angrenzenden Lymphknoten werden entfernt. Wenn allerdings bereits Lymphknoten vom Krebs betroffen sind, erhält der Patient nach der Operation eine begleitende Chemotherapie. Auf diese Weise werden Krebszellen abgetötet, die sich noch im Körper befinden.
Die Nachsorge einer Operation ist ebenso durch die Leitlinien der Tumorkonferenz definiert und wird engmaschig von unseren Experten abgestimmt. In der regelmäßig stattfindenden Tumorkonferenz am St. Anna Hospital Herne werden alle Krebspatienten vorgestellt, deren Erkrankung eine interdisziplinäre Betreuung erforderlich macht. Die Experten besprechen anhand vorliegender Ergebnisse das individuell bestmögliche Vorgehen für den einzelnen Patienten.
Grundlagen bei der Entscheidungsfindung sind die Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG). An diesen wöchentlichen Fallbesprechungen nehmen Ärzte der Disziplinen Viszeralchirurgie, Gastroenterologie, Strahlentherapie, Onkologie, Pathologie und Radiologie teil. Niedergelassene Ärzte werden eingeladen, auch Psychoonkologen oder andere Kooperationspartner sind eingebunden.
Wenn der Krebs bereits Metastasen gebildet hat und eine komplette Entfernung nicht mehr möglich ist, ist es das Ziel der Behandlung, den Krebs möglichst weit zurückzudrängen. Onkologen und die Palliativtherapie im St. Anna Hospital versuchen, den Tumor so klein wie möglich zu halten und sowohl das Leben zu verlängern als auch gleichzeitig die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Betreut werden diese Patienten von der Klinik für Gastroenterologie.
Dadurch dass Darmkrebs oft erst im fortgeschrittenen Stadium Beschwerden verursacht und bis dahin symptomlos verläuft, werden die Tumore meist viel zu spät entdeckt. Daher ist die Vorsorgeuntersuchung sehr wichtig, um möglicherweise entartete Darmpolypen frühzeitig zu erkennen und nach Möglichkeit mittels endoskopischer Resektionsverfahren (EMR oder ESD) behandeln zu können. Denn Darmkrebs ist in einem frühen Stadium gut behandelbar und in vielen Fällen eine heilbare Erkrankung.
So sehen Darmpolypen aus:
Darmpolypen sind Schleimhautvorwölbungen, die im Dickdarm vorkommen. Quelle: Adobe Stock